Es ist einfach so: Es gibt gute Werbung und dann gibt es noch die, bei der man bestenfalls gähnt, schlimmstenfalls aber durchaus bereit dazu wäre, den Fernseher aus dem Fenster... Nun ja.


Um ein Ventil für meine nicht immer guten Gedanken über die „Verbrechen unserer Branche“ zu finden und den einen oder anderen Werber aufzuheitern, der sich mit seinen Kunden plagt, möchte ich mich hier hin und wieder über besonders herausragende Beispiele für gute und schlechte Werbung auslassen. Zu meiner Befreiung und Ihrer Belustigung...


Also viel Spaß mit den folgenden Texten an die Werber, für die ich ein Berufsverbot hin und wieder (sagen wir mal) befürworten würde:


Die ... Zeichen: Wer hat mit diesem Zeichen-Unsinn angefangen? Es begann meines Wissens nach mit 5 Zeichen der Hautalterung, die durch eine Creme vermindert werden sollten. Na gut. Das ist ja noch irgendwie sinnvoll. Bei den 6 Zeichen gesunder Haare hab ich schon ein bisschen gezuckt und gedacht: Na, da wollte wohl ein Marketing-Manager „auch so einen schönen Spot mit Zeichen, aber wir haben eins mehr!“. Endgültig den Kopf schütteln musste ich dann bei den 7 Zeichen gepflegter Wäsche durch ein Waschmittel. Aber dem Faß den Boden schlägt nun der neueste Clou aus der Zeichen-Fabrik: Die 5 Zeichen jüngerer Zähne durch eine Zahnpasta! Hallo? Geht es noch?

iPhone/Navigon App: Eine Frau auf einem Fahrrad und ein Mann in einem Auto fahren zu einem abgestimmten Ziel durch Hamburg.

>> Versteht mich nicht falsch: Ich LIEBE mein iPhone, aber ... all die iPhone-User in Hamburg dürften sich bei diesem Spot gefragt haben, ob Navigon wirklich so ein tolles Navi ist, wenn es den Anwender von der Schanze zum Afrikahaus durch die Hafen-City (!!??!!) lotst... Mann, Mann, Mann. Da haben die Deutschen schonmal die Chance, einen eigenen Apple-Spot zu drehen und dann sowas. Peinlich.


Tetra Pak: „Besonders umweltfreundlich weil aus nachwachsenden Rohstoffen“

>> Gibt es ein besseres Beispiel für Lügen in der Werbung? Schande über Euch! Zum Einen müsste jeder Erstklässler begreifen, dass Bäume nun einmal nicht so schnell nachwachsen wie beispielsweise die gezeigte Schafswolle und außerdem... die mit Polyethylen und Aluminium zusammengeklebten Kartons sollen umweltfreundlich sein? Da lachen ja die Hühner! Oder nein – wahrscheinlich vergeht selbst denen dabei das Lachen. Ich schäme mich fremd für die Agentur, die das mitgemacht hat! Da ist es doch kein Wunder, dass unser Berufsstand immer wieder als das Lügen verbreitende Böse diffamiert wird.


Toffifee: „Damit sind wir irgendwie zusammener“ oder „...uns als Gemeinschaft wieder zu erleben“ Egal welcher Spot: Der Stratege scheint dort übermächtig zu sein.

>> Warum die teure Filmproduktion? Das direkte Abfilmen der Powerpoint-Seiten hätte es hier wohl auch getan... Versteht mich nicht falsch. Ich mag Strategie. Aber man sollte sie nicht direkt im Spot „lesen“ können, finde ich.


Saturn: „Sternhagelgünstig“

>> Ah ja. Und Ihr wart sternhagelvoll als Ihr die Kampagne entwickelt habt? Ich sehe die betrunkenen Kreativen vor mir...


Sing-Sang von Ford Ka: "Schau mal genauer hin, hast Du mich denn schon entdeckt? Schau noch genauer hin, ich bin versteckt"
>> Und was ist die Botschaft? Dass man den neuen Ka auf der Straße nicht sieht? Hä?


Tena Lady: "Nur weil ich jetzt über 30 bin, lasse ich mir das Leben doch nicht von dem bisschen Bläsenschwäche verderben"
>> WIE BITTE? Ab 30 ist man jetzt Inkontinenz-Patientin? Hallo!?? Jugendwahn in allen Ehren, aber .... Also. Ich bin ENTSETZT! Hat das ein 15-Jähriger geschrieben, oder was? Arbeiten in den Agenturen jetzt nur noch Schülerpraktikanten?? (Nachtrag: Danke für die neue Umsetzung!)

Der Mercedes Spot, in dem der kleine Junge dem "Anwärter" der Mutter droht, er würde die Beziehung verhindern, wenn der Mann ihn nicht täglich mit dem Auto von der Schule abholte.

>> Was soll uns das sagen? Dass Mercedes-Fans schon von Kindesbein an Arschlöcher sind?!?

Hitverdächtig von Merci: ...Du bist auf schwerer, rauer See mein Optimist...
>> Man sollte dem Team vielleicht mal einen Betriebsausflug zu Käptn Prüsse spendieren (Hamburger Agentur!!), kicher

Die deutsche Sprache nah dem Untergang:
"versiegelt vor Schädigungen" und "damit ihr Schutz nachts nicht ausläuft"
>> 21, 22... nochmal nachdenken, Jungs!



Und hier auch mal positive Beispiele!
Aktuell im Fernsehen:

Der neue von Werthers Original (Schokoladenversion) mit diversen hochemotional umgesetzten Vater-Sohn-Szenen.

>> super emotional umgesetzt. Da bekommt man wirklich eine Gänsehaut! Schade nur, dass die Verbindung Film zu Produkt nicht so richtig gelungen ist – sonst wäre der Spot tatsächlich ein Hammer. Und das aus dem Hause Storck. Wer hätte das gedacht?! ;-)


Danke!

Endlich wurde der Toffifee-Familien-Spot neu vertont. Jetzt ist er ganz hübsch (wenn auch noch immer nicht hitverdächtig, so aber doch wenigstens erträglich). Wenn ich noch einmal diese ätzende nasale Kinderstimme gehört hätte, die in bestem Strategie-Sprech sagt „Mit Toffifee sind wir irgendwie... zusammener“... Ich weiß nicht, was ich mit meinem Fernseher getan hätte!


Mein Lieblingsspot:

Zwei Personen unterhalten sich:

„Schnitzel, Schweineschnitzel!“
„Thunfischsandwich?“
„Schweineschnitzel“
>> Perfekt. Produktnutzen witzig auf den Punkt gebracht und das ganz unverquast! Simpel, merkbar, eindeutig, produktbezogen, echt und ohne "Erfindungen". So geht's!

Ebenso herrlich: „Möchten Sie Äpfel, sagen Sie Äpfel...“
>> Genauso schön simpel das Thema "Service" gestresst und auch noch großartig umgesetzt (obwohl ganz einfach gemacht). Vor allem der dümmliche Gesichtsausdruck, wenn das System klemmt... Herrlich. Respekt an den Darsteller!